Jahrzehnte und Jahrhundertelang hatten Juden und Nichtjuden in Dörfer und Städten Mitteldeutschlands Seite an Seite gelebt. Eine Nachbarschaft gekennzeichnet einerseits durch mittelalterliche Pogrome und Ausgrenzungen aber auch durch lange Phasen friedlichen und fruchtbaren Zusammenlebens. Die eindrückliche Dokumentation von Uli Wendelmann und Denis Kliewer beleuchtet auf exemplarische Weise den Ablauf und die Auswirkungen der Reichspogromnacht in Ostdeutschland. Denn es war nicht nur eine Nacht, vielerorts dauerte das Wüten, der Mob, der Terror über eine Woche. Wer waren Täter und Opfer vor Ort, wer Helfer und Zuschauer? Wie lief die Reichspogromnacht auf dem Dorf, in Kleinstädten wie Themar ab? Selbst dort, wo es manchmal nur einen jüdischen Kaufladen oder ein kleines Textil- oder Schuhgeschäft gab, wurden Menschen, die bis dato die Nachbarn waren gejagt, wurden Haus und Wohnung geplündert. Nicht nur in Leipzig, Dresden, Erfurt brannten die Synagogen. Die letzten noch lebenden jüdischen Augenzeugen, ihre Kinder und Enkel berichten, welche Bedeutung der 9. November 1938 für ihre Familien hatte. Bislang völlig unbekannte Fotos, Dokumente und bewegende Filmstreifen veranschaulichen, was geschah.