Der Wissenschaftspark im Leipziger Nordosten ist ein typisches Institutsgelände mit modernen Laboren, Grünflächen und internationalen Forscherteams. Kaum etwas erinnert noch an das dunkle Kapitel dieses Orts. Wo heute zum Wohle von Mensch und Umwelt gearbeitet wird, mussten während des Zweiten Weltkriegs mehr als 10.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus ganz Europa Munition herstellen. Die Leipziger „Hugo Schneider AG“, ursprünglich eine Lampen- und Metallwarenfabrik, steigt während der NS-Zeit zu einem der größten Rüstungskonzerne im Deutschen Reich auf. Die bekannteste Entwicklung der HASAG ist die Panzerfaust. Die Zwangsarbeiter sind in großen Barackenlagern in unmittelbarer Nähe des Fabrikgeländes untergebracht. Darunter auch ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Weitere KZ-Außenlager gibt es auch an den anderen Produktionsstandorten der HASAG in Taucha, Altenburg, Meuselwitz, Schlieben, Colditz und Flößberg. Dazu kommen Munitionsfabriken im besetzten Polen. Dort werden Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge besonders grausam behandelt und in vielen Fällen ermordet.
Das große Vergessen um die HASAG beginnt jedoch schon in den fünfziger Jahren. Nach der Besetzung Mitteldeutschlands sprengen die Sowjets viele der Produktionsanlagen. Einer strafrechtlichen Verfolgung können sich die leitenden Mitarbeiter entziehen. Zu Ihnen gehören auch Wilhelm Renner, der Vater von Hannelore Kohl und Edmund Heckler, der nach Kriegsende in Bayern eine eigene Waffenfirma aufbaut.
Seit einigen Jahren gehen in Leipzig, Altenburg oder dem polnischen Skarzysko-Kamienna lokale Geschichtsforscher und junge Historiker auf Spurensuche. Sie wollen die Schauplätze einer mörderischen Kriegsmaschine wieder sichtbar machen. Der Film aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ begleitet Geschichtsdetektive aus Leipzig und Altenburg auf ihrer ungewöhnlichen Entdeckungsreise.