Bei Aufräumarbeiten in der Familiengartenlaube entdecken die Leipziger Jörg Philipp und Detlef Mattis einen gut gesicherten Karton mit persönlichen Unterlagen zu ihrem Großvater Julius Schimann, den sie nie persönlich kennenlernen konnten. Unter den vielen Fotos finden sie auch Aufnahmen, die ihn ausgerechnet in der Nähe von Adolf Hitler zeigen.
In der Familie war der Opa zu DDR-Zeiten ein Tabu-Thema, weil Julius Schimann nach dem Krieg vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und Jahre später in den sogenannten Waldheimer Prozessen zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Vorwurf: Mitarbeit bei der Gestapo. Die Geheime Staatspolizei war eines der wichtigsten Terrorinstrumente des Nazi-Regimes. Julius Schimann starb 1953 bereits kurz nach der Urteilsverkündung an Tuberkulose.
Heute wollen seine beiden Enkel nach jahrzehntelanger Ungewissheit die entscheidenden Lücken in der Familiengeschichte schließen: Hat ihr Opa im Dritten Reich tatsächlich persönlich Schuld auf sich genommen, war er vielleicht gar in Kriegsverbrechen verwickelt? Oder war der gebürtige Ostpreuße, der in Leipzig über zwanzig Jahre als Polizist arbeitete, eher ein tragisches Opfer der Nachkriegsjustiz in der DDR?
Mit Hilfe der gefundenen Unterlagen gehen Jörg Philipp und Detlef Mattis auf Spurensuche: Sie recherchieren in verschiedenen Archiven und fahren nach Tschechien ins ehemalige Sudetenland, wo Schimann nach dem „Anschluss“ ebenfalls als Polizist tätig war.
In der Gedenkstätte Buchenwald, wo Schimann in einem sowjetischen Speziallager nach Kriegsende einsaß, bekommen sie den Hinweis auf eine überraschende Quelle, die Stasi. Denn das Ministerium für Staatssicherheit betrieb ein eigenes, geheimes NS-Archiv mit vielen Unterlagen zu Nazi-Tätern.
Die Dokumente in der heutigen BStU vertiefen den Verdacht gegen ihren Opa, doch erst weitere Stationen im Leipziger Staatsarchiv und beim „Verband der Verfolgten des Nazi-Regimes“ bringen Gewissheit.
Für Jörg Philipp und Detlef Mattis wird es eine aufwühlende und berührende Rekonstruktion vieler Lebensstationen ihres Großvaters, immer mit dem Antrieb, zu erfahren und zu verstehen, wer ihr Großvater wirklich war.