Die Flüchtlingshelferin und der AfD-Anhänger: Elvira Ploß und Heiko Müller sind überzeugte Dresdner, kritische Zeitgenossen und bereit, Flagge zu zeigen. Aus ihren Lebenserfahrungen haben sie völlig andere Schlüsse gezogen. Dabei einte sie vor 1989 vielleicht mehr, als sie trennte. Was passiert, wenn die beiden aufeinandertreffen?
Heiko Müller schließt sich Anfang 2015 den Montagsspaziergängen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ an. Nach geltenden Gesetzen hätten viele Flüchtlinge Deutschland nie erreichen dürfen, findet der 53-Jährige. Von den Volksvertretern fühlt er sich nicht ernst genommen. Er will vor allem mehr direkte Demokratie, mehr Volksentscheide, um die verkrusteten, von den Altparteien etablierten Strukturen aufzubrechen. Immer montags bei Pegida „im Kreis herumzulaufen“, reicht ihm nicht. 2016 wird Heiko Müller Mitglied der AfD. Denn nur über die parlamentarische Arbeit ließe sich etwas bewirken, meint er: die Flüchtlingsströme stoppen, den radikalen Islam bekämpfen, die Demokratie retten.
Elvira Ploß übernimmt 2015 die Leitung einer Flüchtlingsunterkunft. Für die einstige Lehrerin und Sozialpädagogin ist das ein Statement; ihr Beitrag zur Willkommenskultur, die sie in ihrer Stadt meist vermisst und für die sie auch in den Bürgerversammlungen in der Kreuzkirche streitet.
Sie setzt auf die persönliche Begegnung. Freundlich, aber bestimmt, tritt sie in der Unterkunft den 40 Männern aus einem Dutzend Nationen gegenüber, erklärt ihnen, dass sie Deutsch lernen müssen und bestimmte Regeln einhalten. Die 63-Jährige geht mit den Männern aus dem Heim einkaufen, auch kochen sollen sie selbst. So hilft sie ihnen, die ersten Hürden zu nehmen. Sie akzeptieren, dass sie als Frau das Sagen hat.