24/7 im Job
Keller, die seit Jahren unter Wasser stehen. Kläranlage, die nicht funktionieren. Fernwärmeleitung, die regelmäßig platzen. Russlands kommunale Infrastruktur ist in einem beklagenswerten Zustand. Vieles stammt noch aus Sowjetzeiten, wurde kaum modernisiert. Oft fehlt das Geld in einem Land, das über 40 Prozent seiner Einnahmen in Militär und Rüstung steckt.
Andrej Fedoseew arbeitet als Hausmeister in Sankt Petersburg. Er ist für vier Häuser zuständig, 24/7 im Job. In Sankt Petersburg werden die Touristenattraktionen aufwändig in Stand gehalten. Die Häuser einige Querstraßen weiter aber verfallen. Zuständig wäre die Kommune, doch die ist wenig engagiert. Nun haben die Eigentümer Andrej engagiert, für viel Geld. „Es gab große Probleme im Haus, alles fiel auseinander, der Keller stand unter Wasser“, sagt Andrej.



Noch schlimmer sieht es in den Dörfern vor den Toren der Stadt aus. In Krasny Bor kümmert sich Olga Eremina um die Probleme vor Ort. Die Kläranlage funktioniert nicht mehr, Abwasser fließt ungeklärt in den Wald. Und aus dem Wasserhahn kommt nur ein trübes Rinnsal. „Unser Volk ist sehr duldsam“, sagt Olga. „Es erduldet und erduldet und erduldet.“ Einige Dörfer bessert Valentina Fomina als Hausmeisterin ihre schmale Rente von rund 200 Euro auf. „Mein Dorf soll schöner werden!“, sagt sie. Akribisch fegt sie die Straßen, verschönert als gelernte Malerin die Treppenhäuser.
Den Autoren gelingen seltene Einblicke in das russische Alltagsleben. Sie zeigen die Probleme und treffen Menschen, die sich engagieren in einem Land, in dem Eigeninitiative nach wie vor ein Fremdwort ist.